Du möchtest mehr über den erfolgreichen deutschen Autor Uwe Krauser erfahren? Hier findest du ein super interessantes Interview! Viel Spaß beim Lesen!
Woher nimmst du deine positive Einstellung? Du bist gefühlt immer fröhlich und gut drauf.
Wie geht das?
Ich bin einer dieser Menschen, deren Glas immer mindestens halb voll ist. Gegen schlechte Laune und miese Stimmung kämpfe ich so gut es geht an, was nicht immer ganz einfach ist, doch gelingt es mir meistens ziemlich gut.
Es passiert gerade zurzeit so viel Scheiß auf unserem wunderschönen Planeten, da versuche ich einfach, ein wenig positive Energie weiterzugeben …
Du hast schon einiges erlebt in deinem Leben. In Köln geboren, Erzieher geworden, dann nach Spanien, wieder zurück nach Deutschland, bist seit 15 Jahren Hotelbesitzer in Bodenmais und seit einigen Jahren nun Autor. Bist du jetzt mit deinem Hotel und dem Autorendasein angekommen? Und helfen dir all diese Erfahrungen bei deinen Geschichten?
Wenn ich das so lese, dann habe ich scheinbar wirklich schon einiges erlebt.
Im Großen und Ganzen habe ich jeden Lebensabschnitt sehr genossen. Meine Arbeit als Erzieher habe ich geliebt, die wilde Zeit in Köln habe ich voll ausgekostet und meine Jahre in
Spanien waren so außergewöhnlich, dass ich sogar ein Buch darüber geschrieben habe ;–)
Mittlerweile habe ich die 50 Jahre überschritten und bin mit meinem Leben als Hotelchef und Autor total zufrieden. Diese Kombination ist alles andere als ungünstig, denn ich erlebe tagtäglich ziemlich viele Dinge, die ich in meine Bücher teilweise mit einfließen lassen kann.
Ich würde also, um deine Frage zu beantworten, sagen, dass ich angekommen bin.
Wie kamst du darauf, deine beiden Hündinnen Phoebe und Layla in Büchern zu verewigen?
Wer Phoebe und Layla kennt, der weiß, dass irgendjemand ein Buch über diese beiden außergewöhnlichen Hundemädels schreiben musste. Gerade Phoebe ist ein ganz besonderer
Hund. Sie ist intelligent, lebenslustig und stellt den lieben, langen Tag jede Menge Blödsinn an. Wenn man die Herkunft meiner beiden Streunerinnen bedenkt, ist es einfach nur
wunderschön mitzuerleben, was aus diesen traumatisierten Wesen geworden ist.
Ursprünglich wollte ich nur ein paar besonders witzige Begebenheiten schriftlich festhalten, doch kaum damit angefangen, sprudelten die Worte nur so aus mir heraus. So kam mein
erster Roman „Phoebe – Eine Straßenhündin checkt ein“ zustande, dem zwei weitere Bände folgen sollten.
Wie kriegst du eigentlich alles unter einen Hut? Hotel, Ehemann, zwei Hündinnen und Autorendasein?
Ich habe das große Glück, dass mein Mann Oliver zu 100% hinter mir und meinem „zweiten“ Leben als Autor steht und mir den Rücken freihält, wenn dies notwendig ist.
Die Arbeit als Hotelier ist selbstverständlich mein Hauptjob, doch liebe ich es zu schreiben und in andere Welten einzutauchen. Auch die Lesungen, für die ich mittlerweile regelmäßig
gebucht werde, bereiten mir unglaublich viel Freude.
Wir haben gemeinsam einen sehr guten Weg gefunden, meine beiden Jobs unter einen Hut zu bekommen. Natürlich kommen auch unsere beiden Streunerinnen Phoebe und Layla nicht zu
kurz, denn das könnte ich mir niemals verzeihen.
Du hast eine sehr große und aktive Online–Community. Wie hast du sie dir aufgebaut? Hast du ein Geheimnis?
Meine Online–Community ist in der Tat ziemlich aktiv und wächst stetig an, was mich mit sehr viel Stolz erfüllt.
Wie ich diese Community aufbauen konnte ist kein großes Geheimnis. Ich empfinde es als absolutes Privileg, dass meine Bücher mittlerweile so viele Fans haben und ich freue mich
über jede Nachricht und jeden Kommentar, den ich lesen darf.
Jede Nachricht wird persönlich von mir beantwortet und ich beteilige mich sehr aktiv auf Facebook und Instagram, um den Kontakt zu meiner Community zu pflegen.
Das hat in meinen Augen etwas mit Wertschätzung zu tun und macht mir darüber hinaus wahnsinnig viel Spaß. Natürlich frisst das alles viel Zeit, aber habe ich wie gesagt einen
Partner an meiner Seite, der mir den Rücken immer freihält, wenn ich diese Zeit benötige.
Nach drei Hunderomanen und einem tierischen Kinderbuch kommt als nächstes ein sagen wir mal etwas unanständiges Kochbuch namens „Tunten–Toast“. Was wird uns erwarten?
Mein neuestes Buch erzählt die chaotische Geschichte zweier Männer, die ohne Geld und Verstand im sonnigen Spanien ein Hotel der etwas anderen Art eröffneten und dort die
unglaublichsten Dinge erleben mussten.
Du hast sicherlich schon erraten, dass ich einer der beiden war ;–)
On top gibt es zu jedem Erlebnis ein Rezept, das eigenhändig von mir erprobt wurde und selbst dem letzten Küchentrottel (seltsam … da gibt es keine weibliche Form … oder heißt es
Trottelini?) gelingen sollte.
Nach meiner Phoebe–Romanreihe und dem Kinderroman um die tapfere Feuerwanze Rosalie ist „Tunten–Toast“ sicher nicht das, was meine Leser*innen als nächstes erwartet haben.
Aber ich bin halt immer für eine Überraschung gut.
In den letzten Jahren kam in die Buchbranche etwas Bewegung rein und Autor*innen trauen sich immer mehr ihren Geschichten Protagonisten aus der LGBTQI+ Szene zu verpassen. Wie empfindest du diese Bewegung? Man hört ja immer wieder, dass das bei Verlagen nicht immer gut ankommt.
Alleine die Tatsache, dass du mir diese Frage stellen musst, macht mich sehr nachdenklich und zeigt mir, dass wir scheinbar noch nicht dort angekommen sind, wo wir ankommen
sollten.
Ich höre und lese auch immer wieder von Verlagen und sogar von Buchhändlern, die das LGBTQ–Thema am liebsten komplett ignorieren würden, doch ist dies zum Glück eher die
Ausnahme (so hoffe ich zumindest). Da ich wie gesagt schon etwas älter bin (wie konnte das nur passieren?), habe ich in meinem Leben bereits etwas andere Zeiten erlebt:
Der erste schwule Kuss im Fernsehen – igitt, bah, pfui! Eine Reportage über den CSD in Köln – muss das denn sein?
Eine lesbische Moderatorin, die ihre Partnerin offen präsentiert – ein unglaublicher Skandal! Da haben sich die Zeiten zum Glück schon sehr geändert und ich bin optimistisch, dass
irgendwann auch der letzte Mensch verstehen wird, dass wir nichts Böses tun.
Ich bin sehr dankbar, dass ich meinen „Tunten–Toast“ beim Kampenwand–Verlag veröffentlichen darf. Kaum hatte ich meine Grundidee vorgestellt, war das Verlagsteam auch
schon Feuer und Flamme – das ist alles andere als selbstverständlich.
Werden wir noch mehr Bücher von Phoebe und Layla zu lesen bekommen?
Ich weiß, dass viele Phoebe & Layla – Fans sehnsüchtig auf die Fortsetzung meiner Romanreihe warten, und es wird sicherlich irgendwann einen vierten Band geben.
Leider (oder vielleicht auch zum Glück?) bin ich ein Mensch, der nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen schreibt. Es geistern so viele Geschichten in meinem Kopf herum,
die aufgeschrieben werden wollen, und da muss ich einfach meinem Bauchgefühl vertrauen.
Sicher, ich könnte meine Phoebe–Reihe aus rein kommerziellen Gründen auf der Stelle fortsetzen, doch würden meine Leser*innen diese Motivation ganz bestimmt zwischen den
Zeilen herauslesen können.
Ein Buch zu schreiben bedeutet für mich voller Motivation ganz tief in eine Geschichte einzutauchen, unzählige Gefühle zu investieren und mit dem Ergebnis Menschen auf
verschiedenen emotionalen Ebenen zu erreichen … und das funktioniert bei mir einfach nicht auf Kommando.
Ein kleines Trostpflaster gibt es jedoch:
In meinem nächsten Buch, das im ersten Quartal 2023 erscheinen wird, spielt wieder ein
kleiner Hund die Hauptrolle ;–)
